Ep. 214 - Intubation bei kritisch Kranken
- norbertaeppli
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Hallo zusammen
Die Intubation bei kritisch kranken Patienten ist oft nicht vermeidbar (trotzdem soll die Indikation möglichst streng gestellt werden) und gleichzeitig birgt sie viel mehr Risiken als der elektive Leistenhernienpatient im Alltagsbusiness, welcher auch eine Intubation benötigt. In der Literatur geht man davon aus, dass ≥40 % der Patienten nach Intubation Hypotonien oder ein ausgeprägteres Kreislaufversagen entwickeln, was deutlich mit erhöhter Morbidität und Mortalität assoziiert ist.
Intubationen in der Präklinik, im Schockraum oder auf der IPS haben eigentlich immer einen kritisch kranken Patienten involviert und es lohnt sich deshalb sehr bei diesen Interventionen ein komplexeres Mindset auszupacken.
Folgender Artikel bringt einen sehr guten Überblick zu diesem Thema:
Garcia et al. Peri-intubation Cardiovascular Collapse During Emergency Airway Management. Pulm Ther. 2025 Dec;11(4):569-585.
Warum kollabieren Patienten bei der Intubation?
Mehrere Faktoren wirken gleichzeitig ungünstig:
Physiologische Mechanismen
Induktionsmedikamente verursachen Vasodilatation, Sympathikolyse oder myokardiale Depression.
Umstellung von Spontanatmung auf Überdruckbeatmung reduziert venösen Rückstrom und Schlagvolumen.
Verschlechterung bereits bestehender Probleme wie:
Schock
Hypoxie
Azidose
Rechtsherzversagen
Ein Schema auf Seite 5 zeigt sehr anschaulich die Veränderungen von prä- zu post-intubativ – mit Verlust der Vorlast, Anstieg des intrathorakalen Drucks und Abfall des Cardiac Output

Folgende Punkte als Zusammenfassung des Artikels:
Risiko
Sich dem Risiko bewusst sein und auch dem Team so kommunizieren. Die erwähnten Scores können helfen, jedoch habe ich sie in der Realität in diesem Zusammenhang noch nicht angetroffen (Shock-Index, HYPS)
Das Risiko ist nicht nur auf der hämodynamischen Seite sehr gross, sondern auch für Atemwegskomplikationen sehr hoch wie meine Lieblingsstudie NAP 4 schon zeigte.
Präoxygenation
NIV ist die beste Präoxygenation
Insbesondere bei Hypoxie: Keine Apnoephase -> kontinuierliche Beatmung / NIV laufen lassen
Während Laryngoskopie: Apnoische Oxygenation (Nasenbrille mit 15l/min) erhöht Apnoetoleranz
Volumen
Volumen soll bei Verdacht auf eine Hypovolämie unbedingt vor Einleitung verabreicht werden 500-1000ml. Auf eine blinde Gabe unabhängig des Krankheitsbild soll verzichtet werden
Vasopressoren
NA-Kölbli bereit haben
NA-Perfusor vor Einleitung schon laufen lassen. Nur bei genügend Ressourcen (in der Präklinik nicht realistisch)
Einleitungsmedis
Hypnotika tief und Relaxans hochdosieren
Bei ausgeprägter Instabilität: Nur Ketamin und Rocuronium
Invasive Blutdruckmessung
In den meisten Fällen sinnvoll - es ist eine Frage der Ressourcen und der Intubationsdringlichkeit
Das Themenfeld der Intubation bei kritisch kranken Menschen habe ich schon einige Male
unter verschiedenen Namen vorgestellt (stellt sogar ein eigenes Monatsthema dar):
Der physiologisch schwierige Atemweg:
In diesem Sinne...Geht mit Demut in die Einleitung - selbst scheinbar einfache Situationen können in Sekunden komplex werden



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