top of page

Ep. 204 - Martha's Rule

„Martha’s Rule“ ist eine britische Initiative zur Stärkung der Patienten- und Angehörigenbeteiligung im Klinikalltag. Sie entstand nach dem tragischen Tod der 13-jährigen Martha Mills im Jahr 2021 in einem Londoner Krankenhaus. Trotz mehrfach geäusserter Sorgen ihrer Eltern wurde keine rechtzeitige medizinische Eskalation eingeleitet und das Mädchen verstarb an einem septischen Schock auf einer pädiatrischen Bettenstation.

Auf Medinside gibt es eine gute Zusammenfassung über die ganze Thematik.


Die Rule fordert: PatientInnen und Angehörige dürfen bei klinischer Verschlechterung auch ein externes, unabhängiges Rapid Response Team (RRT) anzufordern, wenn das bestehende Behandlungsteam keine Reaktion zeigt.


Auszug aus der offiziellen Homepage:

About Martha’s Rule

The 3 components of Martha’s Rule are as follows:

  1. Patients will be asked, at least daily, about how they are feeling, and if they are getting better or worse, and this information will be acted on in a structured way.

  2. All staff will be able, at any time, to ask for a review from a different team if they are concerned that a patient is deteriorating, and they are not being responded to.

  3. This escalation route will also always be available to patients themselves, their families and carers and advertised across the hospital.


Warum ist das so wichtig?

  • Weil Angehörige oft die subtilen Veränderungen eines vertrauten Menschen früher wahrnehmen als medizinisches Personal.

  • Weil Hierarchien, Zeitdruck und Personalmangel dazu führen können, dass Warnzeichen übersehen oder nicht ernst genug genommen werden.

  • Weil Sicherheitssysteme immer auch mit Redundanz arbeiten sollten – eine zusätzliche Stimme kann Leben retten.


Was können wir in der Schweiz oder im deutschsprachigen Raum daraus lernen?

Auch wenn „Martha’s Rule“ aktuell im britischen NHS eingeführt wird, ist die Grundidee universell:

  • Eskalationspfade bei Verschlechterungen sollten auch von Laien oder von nicht direkt an der Therapie beteiligtem medizinischen Personal initiiert werden dürfen.

  • CRM-Prinzipien wie „Speak up“ und „flatten hierarchy“ müssen gelebter Alltag sein, nicht nur Simulationsinhalte.

Luzern scheint ja schon über eine Einführung nachzudenken...


Was bedeutet das für unseren Alltag?

  • Den Angehörigen Beachtung schenken – sie kennen den „Baseline-Zustand“ des Patienten oft besser.

  • Vorausschauendes Kommunikationstraining: Was passiert, wenn ein Angehöriger ausdrücklich um eine Zweitmeinung oder Re-Evaluation bittet? Wie und was soll ich in die Antwort integrieren.


Insgesamt eine sehr ähnliche Geschichte wie #DenkAnLönne, AMAX4 und der Fall von Elaine Bromeley.


Liebe Grüsse und bis bald


 
 
 

Kommentare


©2022 Eduane. Erstellt mit Wix.com

bottom of page